Wertsteigerungen bei klassischen Automobilen können zur Unterdeckung bei der Kfz-Versicherung führen
Angesichts magerer Renditen auf dem Kapitalmarkt hat der Trend zur Flucht in Sachwerte in den vergangenen Jahren auch bei vielen klassischen Fahrzeugen zu erheblichen Wertsteigerungen geführt: Der Deutsche Oldtimer Index, herausgegeben vom Verband der Deutschen Automobilindustrie VDA, hat sich seit 2003 nahezu verdoppelt, insbesondere die Marktpreise für besonders gesuchte Old- und Youngtimer sind geradezu explodiert. So weisen Fahrzeuge wie der Mercedes 300 SL Flügeltürer jährliche Wertsteigerungen von bis zu 18 Prozent auf und werden heute je nach Baujahr, Historie und Zustand schon für Preise bis zu einer Million Euro gehandelt. Auch der Handelswert klassischer und seltener Porsche-Modelle stieg laut der Londoner Historic Automobile Group seit 2009 um durchschnittlich 16 Prozent pro Jahr, und selbst historisch weniger prestigeträchtige Kleinwagen erfreuen sich größer werdender Beliebtheit: Klassiker wie Fiat 500, VW Käfer oder Citroën 2CV, besser bekannt als Ente, werden in perfektem Originalzustand aktuell oftmals für Preise jenseits der 20.000 Euro gehandelt – Tendenz steigend.
Unterdeckung kann zu bösen Überraschungen führen
Oldtimerliebhaber erfreuen sich zu Recht am Fahren ihrer Klassiker und der weiterhin positiven Wertentwicklung. Allerdings hält der Versicherungsschutz nicht immer Schritt mit dem Marktwert, da Kfz-Versicherungen in der Regel keine automatische Anpassungsdynamik an Wertsteigerungen aufweisen. Im Gegensatz zur klassischen Vollkasko-Versicherung, die ab Kauf des Neu- oder Gebrauchtwagens von einem über die Jahre sinkenden Wiederbeschaffungswert ausgeht, sollte bei Oldtimer-Versicherungen die Versicherungssumme im Zusammenspiel mit dem Spezialversicherer in regelmäßigen Abständen nach oben korrigiert werden. Sonst kann sich der Eigentümer eines Liebhaberfahrzeugs schon nach ein paar Jahren mit einer erheblichen Unterdeckung konfrontiert sehen. Wurde beispielsweise ein Porsche 911 Baujahr 1986 vor zehn Jahren für 20.000 Euro erworben und zu diesem Wert versichert, müsste der Eigentümer heute im Falle eines Totalschadens deutlich mehr als 30.000 Euro aufbringen, um den Sportwagen zu ersetzen – eine erhebliche finanzielle Lücke, die den emotionalen Verlust noch schwerwiegender und die Wiederbeschaffung eines identischen Modells schnell unerschwinglich machen kann.
Regelmäßige Anpassung des Versicherungsschutzes erforderlich
Tobias Wenhart, Senior Underwriter Classic Cars beim Spezialversicherer Hiscox: „Wir erleben in unserer täglichen Arbeit immer wieder Überraschungen, wenn wir Wertgutachten zu einzelnen Fahrzeugen oder ganzen Sammlungen erstellen und mit dem bestehenden Versicherungsschutz vergleichen. Denn meistens decken die Versicherungssummen den Fahrzeugwert bei weitem nicht ab, insbesondere da sich Oldtimer in vielen Fällen sehr lange im Besitz eines Eigentümers befinden. Bei Versicherungen für historische Fahrzeuge empfiehlt es sich daher grundsätzlich, auf eine Wertsteigerungsklausel zu achten und die Wertentwicklung mindestens alle zwei Jahre zu überprüfen, um gemeinsam mit der Versicherung regelmäßige Anpassungen der Versicherungssumme vorzunehmen. Dies gilt besonders für diejenigen Oldtimer, die regelmäßig auf der Straße und bei Veranstaltungen gefahren werden.“
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